Erinnerungen
Vorlage:Infobox LiedErinnerungen ist der Titel eines Lieds der deutschen Band Böhse Onkelz aus dem Jahr 1987. Es erschien als Teil des Albums Onkelz wie wir …, wurde seit dem allerdings auch auf jeder Live-Veröffentlichung, als Teil der Neuaufnahme von Onkelz wie wir … sowie auch auf allen drei Best-Ofs der Band veröffentlicht.
Entstehungsgeschichte & Hintergründe
Das Stück wurde als letzter Schritt des Abschieds der Band aus der Skinhead-Szene geschrieben, der Text handelt dementsprechend auch von der endgültigen Lossagung der Band von der Skinhead-Szene, ist aber allgemein geschrieben und kann so auch auf andere Erlebnisse angewendet werden. Die Band betrauert darin einerseits, dass die Zeit vorbei ist, sagt aber auch, dass „nicht alles Gold“ war, was glänzte, und das es auch Schattenseiten gab. Nach Aussagen der Band ist das Lied auch gegen „das Gruppen-Denken“ im Allgemeinen gerichtet. Jeder solle für sich stark sein, und sich nicht in eine Gruppe mit Vorschriften fügen, um stark sein zu können.
Es war über lange Jahre eine Tradition der Band, dieses Lied als letztes Stück bei ihren Konzerten zu spielen. Dies führte dazu, dass während der La Ultima-Tour die Fans per Lautsprecherdurchsagen am Verlassen der Halle gehindert werden mussten, da während dieser Tour Erinnerungen vor den Zugaben-Block geschoben wurde, und an dessen Stelle nun Ihr hättet es wissen müssen als letztes Lied gespielt wurde.
Zitate der Band
„Standard-Ansage: Das letzte Lied auf einem Onkelz-Konzert, wie immer / wie könnte es anders sein.“
– Diverse Konzerte, diverse Jahre
„Kevin Russell: Ein neues, langsames Stück. Also der Anfang ist langsam.
Stephan Weidner: Ein ganz trauriges! Das ist ein Abschied an... Ihr seht ja alle, dass wir mittlerweile ein bisschen längere Haare haben... Das ist ein Lied über die alte Zeit.“– Konzert Rüsselsheim, 1986
„Stephan Weidner: Das ist unser erstes Stück mit Klavier, und es geht über die Zeit, wie es früher war, (…) dass nicht alles gut war, was wir gemacht haben, dass wir aber trotzdem unseren Spaß gehabt haben. Das soll die Leute zum Nachdenken anregen, dass man heute allein dastehen muss, das ganze Gruppengedenke, Skins, Punks, ist nicht mehr angesagt. Selbst wenn einer Skin ist, da haben die meisten nur Mut, wenn sie in einer Gruppe sind. Die sollen für sich selber stark sein, das haben wir denen schon immer gepredigt!“
– Buch Skinheads in Deutschland, 1987
„Stephan Weidner: Der Song ist nicht speziell über die Skin-Zeit, sondern überhaupt über das, was man in der Vergangenheit erlebt und durchlebt hat. Die meisten unserer Texte sind eben über die Realität, und so singen wir auch über die Vergangenheit, genauso wie über viele andere Sachen.“
– Mega-Mosh, 1988
„Stephan Weidner: Ich glaube, dass der Abschluss mit der vergangenen Zeit schon etwas früher stattgefunden hat, aber es läuft schon darauf hinaus. (…) Jede Zeit, die du erlebt hast, macht dich zu dem, was du heute bist, irgendwie. Wenn du deine Erfahrungen heute positiv auswerten kannst, deine Fehler erkennst und sie abstellen kannst, dann war 'ne Zeit für dich nützlich, ganz einfach, weil du den Fehler nicht nochmal machst.“
– Radio Bremen 4, Wild Side, 1993
„Stephan Weidner: Ein Stück, das ein bisschen einen Zeitabschnitt unseres Lebens dokumentiert. Also ich seh’ die ganze Sache so: Die Vergangenheit macht dich zu dem, was du heute bist. Ich lebe nicht in der Vergangenheit und ich lebe nicht in der Zukunft, ich lebe hier und jetzt, und das solltet ihr auch tun. Die Vergangenheit ist nur dazu da, dich zu dem Menschen zu machen, der du heute bist. Und irgendwas nachzutrauern macht keinen Sinn. Aber es gibt Momente, an die man sich gern erinnert. Und darum geht das Lied.“
– Konzert Bremen, Tour 1994
„Stephan Weidner: Das das nur was mit der Skinheadszene zu tun hat, ist mehr eine Interpretation. Das interpretiert auch die Skinheadszene gerne so, aber es ist einfach ein Abschied von ’ner gewissen Zeit, wo man merkt, man muss sich von etwas loslösen. Wir waren ’86 schon längst keine Skins mehr gewesen – bis auf Kevin, der noch kurze Haare hatte, war keiner von uns mehr Skinhead. Das heißt, der Abschied war bei uns schon längst vonstatten gegangen. Das war fast schon nach der Veröffentlichung von „Der nette Mann“, weil die ganze Szene sich dermaßen politisch gewandelt hat, dass wir einfach keine Identifikation mehr gesehen haben.“
– Radio Fritz, Blue Moon, 2000
„Stephan Weidner: Das letzte Stück auf einem Onkelz-Konzert, und vor allem auch für diese Tournee, die so geil gelaufen ist das ich einfach vor Freude überschnappen könnte, heißt, wie immer, „Erinnerung“.“
„Stephan Weidner: Das letzte Stück eines jeden Onkelz-Konzerts, und das wahrscheinlich bis ans Ende unserer Tage.“
– Konzert Frankfurt, Tour 2000
„Böhse Onkelz: Die ganze Vergangenheit ist wie ein langer Schlaf, der vergessen wäre, hätte es keinen Traum gegeben. Wenn man in der Vergangenheit verweilt, stirbt man jeden Tag ein bisschen, wir aber wissen, dass wir leben wollen.“
– Booklet zu Gestern war heute noch morgen, 2001
„Pe Schorowsky: Das letzte Lied, endlich, vorbei, Feierabend, haha! Nein, da singen wir immer so die Besiegelung der ganzen Prozedur, der Messe sozusagen. Irgendwie auch sehr emotional, würd’ ich sagen. Für uns, während dem Spielen, und bestimmt auch für das Publikum.
Kevin Russell: Das Finale, das „Grand Finale“.
Stephan Weidner: 20 Jahre liegen hinter uns, das wird einem natürlich bei so ’nem Song nochmal ganz stark vor Augen geführt. Manchmal kommt einem das alles vor, als wär’s gar nicht die Geschichte eines selbst, sondern das muss alles jemand anders erlebt haben. Die Onkelz sind für uns einfach mehr als ’ne Band gewesen, das ist einfach ein Way Of Life. Ich denk’ mal, viele Fans können das wahrscheinlich ähnlich nachvollziehen. Davon Teil zu sein ist ein Privileg, mehr kann man sich eigentlich nicht wünschen. Ich denk’ mal, dass wir schon lange mit der Vergangenheit abgeschlossen haben, aber die Vergangenheit anscheinend noch nicht mit uns.
Matthias Röhr: Wir sind in die ganze Sache reingewachsen, die Onkelz sind für uns keine Band, oder Business, oder sonst irgendwas, wie’s vielleicht bei so vielen Bands oder Musikern ist, die aus Erfolges oder Geldes Willen Musik machen. Bei uns ist das alles ganz langsam gewachsen, eins ist zum andern gekommen, wir sind reingewachsen, und vor allen Dingen: Wir sind auch fest damit verwachsen. Es ist einfach für jeden Einzelnen von uns sein Leben. (…) Gerade „Nichts ist für die Ewigkeit“ und „Erinnerungen“ sind zwei absolute Highlights für mich bei den Konzerten. Der balladeske Anfang, die Feuerzeuge, die ganze Halle sieht aus wie ein Sternenhimmel der glitzert. Und wenns dann zu den Refrains geht, die abgehn, und die ganze Halle bebt und tobt, das ist einfach – woah!, krieg ich jetzt ’ne Gänsehaut, wenn ich davon erzähle. Das ist einfach eins der besten Gefühle, bei den Songs auf der Bühne zu stehn.“– DVD-Videokommentar zu 20 Jahre – Live in Frankfurt, 2001
„Böhse Onkelz: 20 Jahre liegen hinter uns. Unglaublich! Manchmal kommt es uns vor, als wäre das alles die Geschichte eines anderen. Ein Teil davon zu sein, ist mehr als man sicht wünschen darf. Ein absolutes Privileg. Die Onkelz waren nie nur eine Band für uns, sie sind unser Way Of Life. Danke an alle, die uns ein Stück des Weges begleitet haben. Wir haben mit der Vergangenheit abgeschlossen. Die Vergangenheit aber anscheinend nicht mit uns.“
– DVD-Textkommentar zu 20 Jahre – Live in Frankfurt, 2001
„Stephan Weidner: Wo wir grade bei Rührung sind: Das Lied auf unserem letzten Konzert in Frankfurt zu spielen, muss ich sagen, tut schon weh.“
– Konzert Frankfurt, La Ultima-Tour, 2004
„Stephan Weidner: Einer unserer fettesten Songs und unsere endgültige Absage an die Skin-Szene.“
– Rock Hard, 2005
„Stephan Weidner: An etwas ungewohnter Stelle… „Erinnerungen“.“
– Konzert Nichts ist für die Ewigkeit, 21. Juni 2014 (zu hören und sehen auf Nichts ist für die Ewigkeit – Live am Hockenheimring 2014)
Live-Aufführungen
Weblinks
- dunklerort.net: Erinnerungen [Song] (Archiv-Version von archive.org, abgerufen am 24. Dezember 2015)